2017 wurde das 500-jährige Jubiläum der Reformation gefeiert. Als genaues Datum für dieses Ereignis nimmt man den Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg 1517 an. Ein passendes Datum, gab es doch den Startschuss für die nachfolgenden Ereignisse, die sich geradezu überstürzten. Luther selber hatte diese Entwicklung weder gewollt noch geahnt. Aber nachdem er in den Konflikt hineingerissen wurde, ging er unerschrocken voran. 2021 nun wird des 500-jährigen Jubiläums des Erscheinens Luthers in Worms gedacht. Es ist m. E. noch mehr als der Thesenanschlag ein mutiger Schritt gewesen, äußerst riskant, dem sich Luther hätte entziehen können. Ja, er wurde von mehreren Seiten sogar gedrängt, dies zu tun und es ist Luthers Mut und Entschlossenheit zu verdanken, dass er sich zu diesem Schritt entschlossen hat.
Auch wenn die Veröffentlichung der 95 Thesen und auch das Erscheinen vor dem Reichstag 1521 bedeutende Momente im Leben Luthers waren – die Entwicklung hin zu diesen Ereignis begann viel früher in seinem Leben. Der sensible Martin hatte, wie so viele zu seiner Zeit, mehr Angst vor Gott als Liebe zu ihm. Vertrauen war undenkbar, denn stets war er genötigt, mehr zu tun, um der (scheinbar) drohenden Bestrafung im Fegefeuer zu entgehen. Mehr
Luthers Suche „nach einem gnädigen Gott“ nimmt ausgerechnet im Erfurter Augustinerkloster, dem damals strengsten Orden in Erfurt, eine unerwartete Wendung. Luther, der durch strengste Befolgung der Ordensregeln, zusätzlichen Selbstkasteiungen und endlose, fruchtlose Beichten den Anklagen seines sensiblen Gewissens entrinnen will, fällt in ein „emotional-geistliches Loch“, aus dem es scheinbar keinen Ausweg gibt. Es war sein Vorgesetzter und Beichtvater Johann von Staupitz, der ihm riet, von sich selbst wegzusehen, auf seinen Erlöser hin. Luther, unerbittlich zu selbst, verzweifelt und voller Zorn auf einen angeblich harten und rachsüchtigen Gott, lernte in Jesus Christus einen barmherzigen, vergebungsbereiten und liebenden Gott kennen. Mehr
Die Romreise von 1510, wurde zu einem weiteren Wendepunkt. Luther, der damals schon Theologie in Wittenberg studierte, machte sich voller Erwartungen auf nach Rom, nur um umso mehr enttäuscht zu werden. Die Entsagung, Armut und Selbsterniedrigung seines eigenen Mönchsleben stand in krassem Kontrast zu dem Reichtum und Wohlleben vieler italienischer Mönche samt Klöstern. Der Bruch mit Rom begann bereits dort und sollte sich immer mehr vertiefen. Zurück in Wittenberg promovierte er dann 1512 zum Doktor der Theologie. Er übernahm als Nachfolger von Staupitz den Lehrstuhl der „Lectura in Biblia“ (Bibelauslegung) an der Wittenberger Universität und behielt ihn bis zu seinem Lebensende. Aus dem Studium der Bibel heraus erwuchsen ihm immer mehr Skrupel und Gewissenskonflikte bezüglich vieler Lehren und Praktiken der römisch-katholischen Kirche, die schließlich zu dem totalen Bruch führten. Mehr
Schon 1516 predigte er gegen den Ablasshandel, aber es war im Herbst 1517, als er sich entschloß, zu einem wirkungsvolleren Schlag gegen diesen auszuholen. In den 95 Thesen griff er die Legitimation dieser Ablässe an, in der Meinung, er stände damit noch auf sicherem, katholischen Boden. Doch er sollte sich täuschen. Die Antwort kam bald und deutlich. Nur dem Eingreifen seines bedächtigen Landesherrn, Kurfürst Friedrich dem Weisen, war es zu verdanken, dass er nicht zu einer Vorladung nach Rom musste, denn diese wäre sein Todesurteil gewesen. Mehr
Der Kurfürst setzte es durch, dass Luther seine „Unterredung“ mit Kardinal Cajetan in Augsburg führen konnte, während des Reichstags zu Augsburg 1518. Doch das Verhör brachte für Rom nicht das erwünschte Ergebnis. Luther blieb „stur“ und reiste schließlich unvermittelt ab – noch bevor Cajetan ihn festnehmen lassen konnte. Der Konflikt ging weiter. Friedrich der Weise, der Luther nie persönlich begegnet war, hielt seine Hand über den Reformator. Seine Antwort auf Cajetans Forderung, Luther nach Rom zu senden oder aus Sachsen zu verbannen beantwortete der Kurfürst folgendermaßen: »Denn es sind sehr viel Gelehrte in unseren Fürstentümern und Landen, auf den Universitäten und anderswo; wir haben aber bisher von keinem beständiglich und unwiderleglich vergewissert werden mögen, dass Martins Lehre gottlos, unchristlich und ketzerisch wäre.« (aus einem Brief Kurfürst Friedrichs zu Sachsen an Kardinal Cajetan, 8. Dezember 1518) So konnte Martin unbehelligt von den Anschlägen seiner Feinde weiterlehren und schreiben. Mehr